Als „schönstes Erbe“ bezeichnet Alexandra Zink, 40, dass sie vom Restvermögen ihres viel zu früh verstorbenen Vaters eine TREUHANDSTIFTUNG gründen konnte. Damit will sie letzte Wünsche von weniger privilegierten kranken oder alten Menschen verwirklichen.
Alexandra Zink hat ein großes Herz. Selbst im Telefonat spürt man, wie es überquillt und der Wunsch, „Menschen auf ihrer letzten Etappe ihres Lebens etwas Gutes zu tun“, sie erfüllt. „Ich habe schon mit jungen Jahren im persönlichen Umfeld erlebt, wie schlecht es Senioren in Altenheimen ergeht“, erzählt die 40-Jährige, die in München lebt und mit ihrer 2018 gegründeten Treuhandstiftung gerade erst zur Haspa Hamburg Stiftung gewechselt ist, weil sie sich hier „viel besser betreut“ sieht.
Hiobsbotschaft als Startschuss
Ihre anfänglich noch vage Vision, „etwas für alte Menschen zu machen“, hat sie in unterschiedlichen Lebensphasen begleitet. Und so kam es, dass sie sogar im BWL-Studium einen Workshop dafür nutzte, ein traumhaftes Seniorenheim namens „Mariengold“ zu konzipieren. Oder dass sie später einen Geriatrie-Kurs absolvierte, in dem sie lernte, wie man gebrechliche Personen hochhebt, füttert und ihnen Thrombosestrümpfe anzieht. Ja, sogar der Entschluss, eine mehrwöchige Ausbildung zur Yoga-Lehrerin im Himalaya zu machen, habe ihre Seele vorbereitet und ihr das „Urvertrauen in eine universelle Kraft“ geschenkt. Auf all diese Ressourcen konnte sie zurückgreifen, als sie eine „Hiobsbotschaft“ ereilte, die später dann der Auslöser für ihre Stiftung werden sollte. Im Jahr 2016 erhielt ihr Vater Franz die Diagnose: Hirntumor, unheilbar. Er war erst 59 Jahre alt und hatte, so prognostizierten die Ärzte, nur noch drei Wochen zu leben.
Alexandra Zink „schmiss alles hin“, ließ sich beurlauben und stellte ihre eigene, steil nach oben zeigende Karriere hintenan: „Ich war auf dem Sprung ins internationale Marketing, im Headquarter meines Arbeitgebers in den USA.“ Egal. Jetzt zählte nur noch ihr Vater. „Ich wollte ihm sein Lebensende so schön wie möglich machen.“ Das ist ihr gelungen. „Mein Vater hasste den Winter, die Kälte“, berichtet sie rückblickend. Und so ging sie mit ihren Eltern auf Reisen. Erfüllte ihrem „Papa“ den innigen Wunsch nach einer Kreuzfahrt auf dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt sowie einen Urlaub auf seiner Lieblingsinsel Gran Canaria. Aus den vermeintlichen drei Wochen wurden sechs Monate Lebenszeit. „Mein Vater musste unter dem Tumor stark leiden, aber er war glücklich, jeden einzelnen Tag.“
Sehr innige Momente hätten Vater und Tochter in den letzten Wochen noch erleben dürfen. „Wir waren uns emotional nie so nahe wie ganz am Schluss“, beschreibt Alexandra Zink die beglückende Erfahrung eines traurigen, aber friedvollen Abschieds. Dadurch habe sie auch mit dem frühen Tod ihren Frieden machen können. Noch in den letzten Tagen habe sie mit ihrem Vater abgesprochen, dass das restliche Geld aus seiner Abfindung ihm zu Ehren in eine Stiftung gehen und seinen Namen tragen werde – „Franz Beschenar Stiftung“. Und ihre ursprüngliche Fokussierung auf Senioren hat sie aufgrund der Erfahrung mit ihrem Vater erweitert. Ausdrücklich schließt ihre Stiftung nun auch kranke Menschen jeden Alters mit ein.
„Ich habe ihm mit der Stiftung ein Denkmal gesetzt“, sagt Alexandra Zink dankbar. Zumal das Loslassenmüssen des Vaters mit einem aus ihrer Sicht „kleinen Wunder“ verknüpft war – kurz nachdem ihr Vater starb, wurde sie schwanger mit ihrem ersten Sohn. Und das, obwohl man ihr zuvor mitgeteilt hatte, sie könne keine Kinder kriegen – „das war ein Geschenk des Himmels“.
Herzenswünsche erfüllen
Die „Franz Beschenar Stiftung“ arbeitet derzeit regional in Augsburg mit der Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung (AHPS) und mit der Hospizgruppe Albatros zusammen, die sich für schwer kranke Menschen und deren Familien engagieren. Zusammen mit dem Verein „Lebensherbst“ unterstützt sie ein Altenheim in Augsburg. Alexandra Zink, gerade zum zweiten Mal Mutter geworden, ist es wichtig, dass sie sich selbst auch einbringen kann, etwa bei Veranstaltungen im Seniorenstift. Mehrere kleine Herzenswünsche hat die Stiftung bereits ermöglicht: etwa einen Festtagsschmaus an Weihnachten oder einen Ausflug ins Grüne für zwei Bewohner eines betreuten Wohnheims. Diese kleinen Glückserlebnisse – wie etwa der Blick in den blauen Himmel oder der Genuss eines Rotweinaromas –, das habe sie von ihrem Vater am Schluss gelernt, machen das Leben wirklich aus.