Im Interview Prof. John Neumeier

Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett und seit 1996 Ballettintendant

 

Prof. John Neumeier, Intendant des Hamburg Ballett

Herr Neumeier, Sie sind neues Kuratoriumsmitglied der Haspa Hamburg Stiftung. Wie werden Sie sich als künstlerische Persönlichkeit in diesem Gremium einbringen – es stärken können?

Hamburg ist meine Wahlheimat. Als ich 1973 hierherkam, habe ich die Stadt und ihre Menschen als unglaublich engagiert kennengelernt. Dieser Eindruck ist bis heute geblieben – und alles, was daraus entstanden ist, hat mein Leben vielfach bereichert.

Die großen Erfolge, insbesondere mit dem Hamburg Ballett, haben mir den Zugang zu wichtigen Gesprächskanälen eröffnet. Als Kuratoriumsmitglied der Haspa Hamburg Stiftung werde ich ein waches Auge darauf haben, dass bürgerschaftliches Engagement und künstlerische Nachwuchsarbeit in unserer Hansestadt noch stärker Hand in Hand gehen.

2006 haben Sie Ihre John Neumeier Stiftung ins Leben gerufen. Gutes zu tun, sich für andere zu engagieren, liegt Ihnen ganz offensichtlich am Herzen. Was motiviert Sie daran, Menschen zu helfen?

Als Choreograf gehört es zu meinen Aufgaben, mich in unterschiedlichste Charaktere und Schicksale einzufühlen. Daher war es für mich selbstverständlich, die prominente Rolle des Hamburg Ballett im Kulturleben unserer Stadt auch für Menschen zu nutzen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Seit Jahrzehnten unterstützen wir beispielsweise – gemeinsam mit dem Publikum unserer Ballett-Werkstätten – die vorbildlichen Initiativen von Hamburg Leuchtfeuer und der Stiftung Tanz. Außerdem setze ich mich als Kuratoriumsmitglied des Fördervereins Universitäres Herzzentrum Hamburg für die großartige Arbeit dieser Klinik ein, an der mein Mann Hermann Reichenspurner als Ärztlicher Leiter wirkt.

Die John Neumeier Stiftung betreut u. a. meine Sammlung, die ich im Laufe der Jahrzehnte aufgebaut habe. Diese Tanzsammlung umfasst heute ca. 50.000 Objekte. Mir war früh bewusst, dass der einzigartige Bestand nicht nur für mich persönlich da sein, sondern als Ganzes eine Öffentlichkeit erreichen sollte. Gemeinsam mit der Stadt Hamburg kommen wir diesem Ziel Schritt für Schritt näher. Die Planungen für die Generalsanierung des zukünftigen John Neumeier-Instituts sind auf einem guten Weg

Ihre letzte Spielzeit am Hamburg Ballett läuft. Verraten Sie uns, womit Sie sich in der Zeit danach beschäftigen werden?

Ich bin Künstler und für mich ist das, was ich als Choreograf mache, eine Berufung. Indem ich die administrativen Verpflichtungen hinter mir lasse, gewinne ich Zeit – und die Freiheit, noch intensiver als bisher den internationalen Anfragen für Kreationen und Einstudierungen nachzugehen. Abgesehen davon werde ich meine langfristigen Aufgaben als Intendant des Bundesjugendballett und Festivalkurator in Baden-Baden weiterführen.

In jedem Fall aber gilt: Hamburg ist und bleibt mein Zuhause.